Meine Vorgeschichte
Nun zu mir. Einige der User werden mich sicherlich noch aus der ehemaligen Borderline-Community kennen, die meisten kennen mich sicherlich noch nicht.
Im August 2004 wurde bei mir die Borderline-Störung diagnostiziert, als ich in die psychosomatische Klinik kam. Mein totaler Zusammenbruch hat dazu geführt, dass ich dort eingeliefert wurde.
Ich hatte sowieso schon länger Depressionen und Angstattacken gehabt und als ich dann im Juli 2004 meine Ausbildung zur Bürokauffrau abgeschlossen hatte und danach arbeitslos wurde, sank mein Lebensmut auf null. Hinzu kam dann noch Krach mit meiner Tante, bei der ich in München für ein paar Wochen wohnte und die Erkenntnis, dass mein Freund mich nur ausnutzte. Das gab meinem angekratzten Selbstbewusstsein den Todesstoß.
An einem regnerischen Tag im Juli 2004 saß ich vor meinem Hausarzt und erzählte ihm von meinen Depressionen, die mein Leben verdunkelten, er versprach, mir etwas zu besorgen und ich verließ die Praxis.
Als ich im August 2004 aus München zurück war klingelte mein Handy. Die Klinik war am Telefon, es wäre ein Bett frei in zwei Tagen.
Nun bekam ich es mit der Angst, vor dieser Klinik. Dennoch wollte ich es zumindest ausprobieren. Also packte ich wieder meine Koffer und ließ mich am 6. August von meiner Oma zu dieser Klinik fahren. Ich weiß noch, wie ich im Auto die ganze Zeit heulte. „Eveli, wie weit runter bist du gesunken!“ schossen mir die bösen Gedanken durch den Kopf. Ich fühlte mich wie in einem Alptraum, dass ich nun in der Klapse landete.
Ich kann mich noch erinnern, wie wir durch die schönen Dörfer fuhren. Alles sah so idyllisch aus in der Morgensonne. Und beim Vorgespräch in der Klinik brach ich wieder zusammen. Ich fühlte mich einfach nur unbehaglich.
Beim Vorgespräch mit dem Chefarzt meiner Station erfuhr ich dann meine Diagnose: Borderline-Syndrom!
Ich hatte dieses Wort schon öfter mal gehört, aber nie daran gedacht, dass ich das selber in mir tragen würde.
Erschwerend kam zu der Diagnose die nächste Diagnose: Um mich würde es ganz schlimm stehen, es sei kurz vor zwölf. UND ich solle mich auf mindestens 10 Jahre Therapie einstellen, sonst würde ich untergehen.
Ich hatte an diesem Tag wieder Schn*ttw*nd*n auf den Armen.
Diese Klink war leider die Hölle. Ich wurde richtig mit Medikamenten zugestopft, die mich benommen machten. Außerdem mussten wir Patienten arbeiten. Küche schrubben und so weiter. Teilweise richtig harte Arbeiten. Und wenn wir mal nicht spurten wurden wir angebrüllt. Und das unter dem Einfluss von Medikamenten. Die Personaldecke war außerdem sehr dünn. Wenn jemand umkippte, konnte es passieren, dass er nicht gefunden wurde. Und als es einmal eine Prügelei unter Patienten gab, kam auch niemand dazwischen. Fast wie im Knast.
Ich wollte nach paar Tagen nur noch raus. Man ließ mich nicht, redete mich runter.
Mein Vater war über meine Erzählungen am Telefon erschüttert und holte schließlich mit Gewalt raus. Mir fielen die Tonnen vom Herzen als ich im Auto nachhause saß.
(Ich höre gerade wo ich das schreibe das Lied „Forca“ von Nelly Furtado, dass damals gerade in den Chats war)
Damals wohnte ich noch zuhause und ich hatte wirklich ein wunderbares Zuhause und einen tollen Vater, bei dem ich das Paradies hatte. Das muss ich wirklich sagen.
Trotz der Erleichterung, aus dieser Klinik raus zu sein und meinem schönen Zuhause, ging es mir die nächsten Monate weiterhin richtig schlecht.
Ich fühlte mich als Versagerin, weil ich vor allem mit mir selbst unzufrieden war.
Ich wollte arbeiten, endlich selbstständig werden und meine eigene Wohnung beziehen. Doch meine Bewerbungen hagelten alle zurück.
Die nächsten 12 Monate wurden nicht besser. Irgendwann wurde ich so depressiv, dass ich regelrecht antriebslos wurde. Nur die täglichen Aufgaben waren eine kleine Stütze für mich. Ich hielt unsere Wohnung sauber und kochte täglich Essen wenn mein Vater aus der Arbeit kam. Ansonsten waren diese 12 Monate größtenteils eine Katastrophe. Ich v*rl*tz* mich außerdem sehr oft.
Mein Traum von Arbeit erfüllte sich im August 2005. Mich stellte die Zeitarbeitsfirma Känguru ein. Zwar nur als Produktionshelferin, aber ich war froh, endlich von der Untätigkeit wegzukommen.
Der Traum von der eigenen Wohnung erfüllte sich im November 2005. Ich hatte in Mönchengladbach eine süße Wohnung gefunden und zog vom Heinsberger Land nach Mönchengladbach.
Dort fand ich endlich Freunde. Ich schloss mich einer lustigen Clique an, machte ausgedehnte Stadtbummel. Ging hier in die Discos.
Es hätte so schön sein können, doch leider verfinsterten Depressionen und Angstzustände wieder mein Leben. Kurzzeitig hatten sie mich in Ruhe gelassen aber nun waren sie wieder da.
Zudem gab es beruflich plötzlich Probleme.
Känguru machte ständig Telefonterror und schickte mich zu miesen Einsatzorten.
Im Februar 2006 sah es dann aus, als würde es aufwärts gehen. Ich hatte nun einen besseren Einsatzort und wieder mehr Zeit für mich. Aber trotzdem fühlte ich mich weiterhin unbehaglich und unwohl. Ich konnte mir das nicht erklären. Mit Känguru gab es auch mal wieder Probleme.
Und Ende April 2006 kam dann erneut ein totaler Zusammenbruch. Känguru kündigte mir mit der Begründung, es seien keine Einsatzorte mehr da.
Dann wandte sich meine Clique von mir ab, als ich den Fehler machte zu sagen, dass ich arbeitslos werden würde. Und zu guter Letzt starb eins meiner Haustiere. Unsere Selbsthilfegruppe für Borderline fiel auseinander. Es war Sch**ß*.
Eine Woche später stellte ich mich bei einigen Zeitarbeitsfirmen in Mönchengladbach vor und bekam schließlich einen Anruf von ProWork.
Obwohl ich dort schlechter bezahlt würde als bei Känguru nahm ich überstürzt den Job an, nur um ganz schnell wieder Hartz 4 von der Schippe springen.
Meine Disponentin war die süße Frau Rodriguez, eine hübsche Spanierin.
Gegen Nachmittag saß ich bei meinem Vater und bereute meine überstürzte Job-Entscheidung. Auch mein Vater war nicht begeistert, mich darauf eingelassen zu haben. Aber es war zu spät. Ich hatte den Job angenommen.
Fortsetzung folgt....
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