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 Betreff des Beitrags: Huhu
BeitragVerfasst: 2. Mai 2007, 16:29 
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Hallo zusammen,

das ist nun mein Tagebuch und in folgenden Beiträgen möchte ich gerne von meiner BL-Geschichte erzählen und wie es mir wieder gelang, im Leben Fuß zu fassen und die Krankheit größtenteils zu besiegen. Vielleicht kann es dem einen oder anderen helfen...


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 2. Mai 2007, 17:40 
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Mittwoch, 2. Mai 2007

Da bin ich wieder.

Heute war auf der Arbeit wieder ein schöner Tag. Ich fühle mich in der Firma wohl und habe dort auch eine schöne Zeit verbracht.
Ich bin von einer Zeitarbeitsfirma aus in dieser Autoteilefabrik, seit Mai 2006, also fast ein Jahr. Ich hoffe ich kann dort irgendwann mal festangestellt werden.

Es tut auch gut, von den Kolleginnen und Kollegen gemocht zu werden. Diese Autofabrik nenne ich hier mal Schuhmacher. Und meine Zeitarbeitsfirma hier mal ProWork.

Gerade hatte ich versucht meine nette Disponentin Frau Rodriguez zu erreichen, aber sie ist leider außer Haus.


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 2. Mai 2007, 17:41 
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Meine Vorgeschichte

Nun zu mir. Einige der User werden mich sicherlich noch aus der ehemaligen Borderline-Community kennen, die meisten kennen mich sicherlich noch nicht.

Im August 2004 wurde bei mir die Borderline-Störung diagnostiziert, als ich in die psychosomatische Klinik kam. Mein totaler Zusammenbruch hat dazu geführt, dass ich dort eingeliefert wurde.
Ich hatte sowieso schon länger Depressionen und Angstattacken gehabt und als ich dann im Juli 2004 meine Ausbildung zur Bürokauffrau abgeschlossen hatte und danach arbeitslos wurde, sank mein Lebensmut auf null. Hinzu kam dann noch Krach mit meiner Tante, bei der ich in München für ein paar Wochen wohnte und die Erkenntnis, dass mein Freund mich nur ausnutzte. Das gab meinem angekratzten Selbstbewusstsein den Todesstoß.
An einem regnerischen Tag im Juli 2004 saß ich vor meinem Hausarzt und erzählte ihm von meinen Depressionen, die mein Leben verdunkelten, er versprach, mir etwas zu besorgen und ich verließ die Praxis.
Als ich im August 2004 aus München zurück war klingelte mein Handy. Die Klinik war am Telefon, es wäre ein Bett frei in zwei Tagen.
Nun bekam ich es mit der Angst, vor dieser Klinik. Dennoch wollte ich es zumindest ausprobieren. Also packte ich wieder meine Koffer und ließ mich am 6. August von meiner Oma zu dieser Klinik fahren. Ich weiß noch, wie ich im Auto die ganze Zeit heulte. „Eveli, wie weit runter bist du gesunken!“ schossen mir die bösen Gedanken durch den Kopf. Ich fühlte mich wie in einem Alptraum, dass ich nun in der Klapse landete.
Ich kann mich noch erinnern, wie wir durch die schönen Dörfer fuhren. Alles sah so idyllisch aus in der Morgensonne. Und beim Vorgespräch in der Klinik brach ich wieder zusammen. Ich fühlte mich einfach nur unbehaglich.

Beim Vorgespräch mit dem Chefarzt meiner Station erfuhr ich dann meine Diagnose: Borderline-Syndrom!
Ich hatte dieses Wort schon öfter mal gehört, aber nie daran gedacht, dass ich das selber in mir tragen würde.
Erschwerend kam zu der Diagnose die nächste Diagnose: Um mich würde es ganz schlimm stehen, es sei kurz vor zwölf. UND ich solle mich auf mindestens 10 Jahre Therapie einstellen, sonst würde ich untergehen.
Ich hatte an diesem Tag wieder Schn*ttw*nd*n auf den Armen.

Diese Klink war leider die Hölle. Ich wurde richtig mit Medikamenten zugestopft, die mich benommen machten. Außerdem mussten wir Patienten arbeiten. Küche schrubben und so weiter. Teilweise richtig harte Arbeiten. Und wenn wir mal nicht spurten wurden wir angebrüllt. Und das unter dem Einfluss von Medikamenten. Die Personaldecke war außerdem sehr dünn. Wenn jemand umkippte, konnte es passieren, dass er nicht gefunden wurde. Und als es einmal eine Prügelei unter Patienten gab, kam auch niemand dazwischen. Fast wie im Knast.
Ich wollte nach paar Tagen nur noch raus. Man ließ mich nicht, redete mich runter.
Mein Vater war über meine Erzählungen am Telefon erschüttert und holte schließlich mit Gewalt raus. Mir fielen die Tonnen vom Herzen als ich im Auto nachhause saß.

(Ich höre gerade wo ich das schreibe das Lied „Forca“ von Nelly Furtado, dass damals gerade in den Chats war)

Damals wohnte ich noch zuhause und ich hatte wirklich ein wunderbares Zuhause und einen tollen Vater, bei dem ich das Paradies hatte. Das muss ich wirklich sagen.

Trotz der Erleichterung, aus dieser Klinik raus zu sein und meinem schönen Zuhause, ging es mir die nächsten Monate weiterhin richtig schlecht.
Ich fühlte mich als Versagerin, weil ich vor allem mit mir selbst unzufrieden war.
Ich wollte arbeiten, endlich selbstständig werden und meine eigene Wohnung beziehen. Doch meine Bewerbungen hagelten alle zurück.

Die nächsten 12 Monate wurden nicht besser. Irgendwann wurde ich so depressiv, dass ich regelrecht antriebslos wurde. Nur die täglichen Aufgaben waren eine kleine Stütze für mich. Ich hielt unsere Wohnung sauber und kochte täglich Essen wenn mein Vater aus der Arbeit kam. Ansonsten waren diese 12 Monate größtenteils eine Katastrophe. Ich v*rl*tz* mich außerdem sehr oft.

Mein Traum von Arbeit erfüllte sich im August 2005. Mich stellte die Zeitarbeitsfirma Känguru ein. Zwar nur als Produktionshelferin, aber ich war froh, endlich von der Untätigkeit wegzukommen.
Der Traum von der eigenen Wohnung erfüllte sich im November 2005. Ich hatte in Mönchengladbach eine süße Wohnung gefunden und zog vom Heinsberger Land nach Mönchengladbach.
Dort fand ich endlich Freunde. Ich schloss mich einer lustigen Clique an, machte ausgedehnte Stadtbummel. Ging hier in die Discos.

Es hätte so schön sein können, doch leider verfinsterten Depressionen und Angstzustände wieder mein Leben. Kurzzeitig hatten sie mich in Ruhe gelassen aber nun waren sie wieder da.
Zudem gab es beruflich plötzlich Probleme.
Känguru machte ständig Telefonterror und schickte mich zu miesen Einsatzorten.

Im Februar 2006 sah es dann aus, als würde es aufwärts gehen. Ich hatte nun einen besseren Einsatzort und wieder mehr Zeit für mich. Aber trotzdem fühlte ich mich weiterhin unbehaglich und unwohl. Ich konnte mir das nicht erklären. Mit Känguru gab es auch mal wieder Probleme.

Und Ende April 2006 kam dann erneut ein totaler Zusammenbruch. Känguru kündigte mir mit der Begründung, es seien keine Einsatzorte mehr da.
Dann wandte sich meine Clique von mir ab, als ich den Fehler machte zu sagen, dass ich arbeitslos werden würde. Und zu guter Letzt starb eins meiner Haustiere. Unsere Selbsthilfegruppe für Borderline fiel auseinander. Es war Sch**ß*.

Eine Woche später stellte ich mich bei einigen Zeitarbeitsfirmen in Mönchengladbach vor und bekam schließlich einen Anruf von ProWork.
Obwohl ich dort schlechter bezahlt würde als bei Känguru nahm ich überstürzt den Job an, nur um ganz schnell wieder Hartz 4 von der Schippe springen.
Meine Disponentin war die süße Frau Rodriguez, eine hübsche Spanierin.

Gegen Nachmittag saß ich bei meinem Vater und bereute meine überstürzte Job-Entscheidung. Auch mein Vater war nicht begeistert, mich darauf eingelassen zu haben. Aber es war zu spät. Ich hatte den Job angenommen.

Fortsetzung folgt....


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BeitragVerfasst: 2. Mai 2007, 18:33 
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Aber
ein Zusammenbruch kann auch ein Schlüssel sein!
- der Schlüssel zum NEUANFANG!


Ich hatte meinen Job bei Känguru verloren, meine Clique und mein Haustier und nun diesen mies bezahlten Job am Hals, aber dennoch stellte ich in den kommenden Wochen fest, dass dieser totale Zusammenbruch ein Neuanfang war. Langsam aber sicher lebte ich mich bei Schuhmacher ein, fühlte mich dort immer wohler und merkte, dass ich von den Kolleginnen gemocht wurde.
Ich kann mich noch genau an den zweiten Arbeitstag bei Schuhmacher erinnern. Ich ging zu ProWork, um noch Papiere abzugeben und kurz mit Frau Rodriguez zu reden. Ich konnte nichts dafür, aber diese Frau faszinierte mich irgendwie. Diese lebkuchenbraune Haut und die großen braunen Augen und die blondierten langen Haare.
Mir zitterten etwas die Knie als ich draußen auf der Straße stand. Und es war auch ein total süßes irres Gefühl.
Als ich schließlich über die Einkaufsstraße nachhause flanierte, das bunte Treiben der Stadt sah und mir die Sonne auf den Körper schien, meldete sich eine innere Stimme: Ab jetzt kehrt Ruhe in mein Leben.

Und diese Stimme war richtig! Ich habe den Sommer 2006 als einen sehr schönen in Erinnerung. Ich verlebte eine schöne Zeit.
Anfangs gab es noch diverse Probleme und manche harten Tage, aber diese bröckelten auch irgendwann von mir ab. Ich lernte immer mehr an mich selbst zu glauben und das war mein Schlüssel zum Erfolg. Und ehe ich mich versah, hatte ich neue Freundinnen kennengelernt.

Ich erkannte mich auch selbst nicht wieder: ich war oft fröhlich, gut gelaunt und fühlte mich stark.
Und als ich die erste Lohnabrechnung aufmachte, war ich doch ganz positiv überrascht.

Die anfänglichen Probleme bestanden darin, dass ein paar andere Leiharbeiterinnen bei Schuhmacher noch glaubten, mit mir den Molli machen zu dürfen. Und dann das nächste Schlüsselerlebnis im Juli: Da war die arrogante Jessy in meiner Fahrtgemeinschaft, die über und über mit Tätowierungen besäht war. Sie zog mich immer wieder auf und versuchte, umsonst in meinem Auto mitzufahren. Nachdem ich ein Wochenende darüber gegrübelt hatte, haute ich Montag auf die Pauke. Ich redete Klartext mit ihr und machte ihr klar, dass sie entweder Fahrgeld zahle oder zufuß laufen dürfe.
Sie war regelrecht platt von meiner Ansage. Sie wisch einen Schritt zurück und starrte mich mit offenen Mund an. Sie war zwar noch etwas stinkig gegenüber mir, aber sie legte mir das Fahrgeld am nächsten Tag unaufgefordert vor und wagte es nie wieder, mich mit dummen Sprüchen aufzuziehen.

Es war wie ein Befreiungsschlag. Ich habe gelernt mich zu wehren und ich lasse mir nichts mehr gefallen. Wenn mir was nicht gefällt, rede ich darüber, ich schlucke nicht mehr runter.

Ich bin sehr stolz mich. Aus dem hässlichen Entlein ist ein Schwan geworden. Das restliche 2006 habe ich auch als schön in Erinnerung. Klar gab es auch mal Tiefpunkte, aber welcher Mensch hat die nicht?

Mittlerweile mache ich bei Schuhmacher auch Büroarbeiten und ich habe von der Rodriguez bereits eine Lohnerhöhung bekommen.

Vorbei die Zeiten, in denen ich ständig der kleine Doof war, mit dem man machte was man wollte.

Die Probleme mich jetzt noch belasten und die ich gerne loswerden möchte sind: Eifersucht, Angst vor dem Verlassenwerden und Aggressionen. Dies sind die drei Dinge, die ich gerne überwinden möchte und ich würde mich auch Einträge von meinen Lesern freuen.


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BeitragVerfasst: 3. Mai 2007, 20:09 
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03. Mai. 2007

Ich möchte heute auf die Symptome zu sprechen kommen, die mich immer noch plagen. Und zwar meine Probleme mit Eifersucht und Aggressionen. Mein nächstes Ziel ist, auch diese Dinge noch loszuwerden.

Zeitweise plagen mich leider immer noch Depressionen, die mir leider für ein paar Tage den Alltag grau machen. Traurig ohne Grund, das kotzt mich manchmal so an.
Heute hatte ich auf der Arbeit wieder genug Zeit zum Nachdenken, als ich Hülsen sortierte. Wenn ich genau überlege, können die Depressionen ja nur aus den Aggressionen und der Eifersucht resultieren. Und aus dem Gefühl, von anderen verlassen zu werden. Das könnte die Nahrung für die Depressionen sein.


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BeitragVerfasst: 3. Mai 2007, 21:51 
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Ich bin hundemüde und möchte eigentlich schon ins Bett gehen. Doch vorher möchte ich gerne noch etwas schreiben.
Heute der Tag wäre bei Schuhmacher auch super gewesen, hätten mich nicht Depressionen geplagt.
Depressionen bringen den Menschen dazu, Dinge negativ zu sehen und vor allem in einem schlechten Licht zu sehen. Das Gehirn gaukelt irgendwelche Sachen vor, die vielleicht nicht mal stimmen. Und vielleicht war das bei mir heute auch der Fall. Dann habe ich das Gefühl, bei meinen Kolleginnen ausgeschlossen zu sein. Beurteile ein Verhalten leider schon mal eher schlecht als normal.
Wir sind momentan mit 5 Leiharbeiterinnen von ProWork bei Schuhmacher und sitzen in der Qualitätssicherung. Wir müssen Waren auf Fehler kontrollieren und sortieren. Und heute hatte ich das Gefühl, dass die vier auf einen Haufen hingen und ich etwas außen vor war. Mir ging es heute morgen auch wegen der Rodriguez nicht so gut, da ich mich gestern etwas über sie geärgert hatte.
Die anderen vier alberten und lachten die ganze Zeit da rum und ich hätte auch so gerne mitgealbert. Ich saß mit einer Festangestellten Frau etwas weiter weg an einem Sortiertisch und wäre auch gerne so fröhlich gewesen.

Sooft ich mich in den letzten Monaten richtig stark gefühlt habe und vor Energie strotzte, in solchen oder ähnlichen Situationen, in Tagen, in denen ich mich abgelehnt fühle, fühle ich mich wie ein kleines Frühchen, ausgestoßen aus dem warmen Mutterleib und doppelt empfindsam für einen kalten Windhauch.

Wie auch immer. Ich muss ins Bett.
Morgen gehe ich nach langer Zeit mal wieder zu ProWork. Stundenzettel abgeben und nocheinmal meinen Urlaubsantrag ausfüllen, weil die Rodriguez ihn mal wieder verlegt hat.
Und vielleicht sehe ich dort Irene morgen. Aber es muss nicht so unbedingt sein sie zu sehen.


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BeitragVerfasst: 4. Mai 2007, 21:32 
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Das war ein langer Tag. Ich war nämlich noch bei ProWork heute. Und bei Schuhmacher haben mich wieder diese Depressionen eingeholt. Aber darüber jetzt zu schreiben würde mehr oder weniger die Kopie von dem gestrigen werden.
Das Problem ist ganz sicher, dass ich zu viel nachdenke. Das haben mir schon andere gesagt, dass ich mir immer zu viele Gedanken machen würde.
Und mir hilft es, meine Depressionen als kleinen grünen Teufel in meinem Ohr zu sehen, der mir Stuss ins Ohr labern möchte. Und ihm muss ich wiedersprechen.
Und was mir noch hilft ist, mir meine negativen Gedanken einfach mal zu verbieten. Ich sage STOPP und überlege beispielsweise, was ich nach der Arbeit essen möchte oder was ich unternehmen könnte. Wenn ich dann mal 10 Minuten an etwas anderes gedacht habe, erscheinen mir meine vermeintlichen Probleme nicht mehr als ganz so schlimm.

Hoffentlich geht es Montag nicht wieder so los, dass ich mich ausgestoßen fühle. Ich habe dann Angst, dass die mich nicht interessant finden usw.


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BeitragVerfasst: 4. Mai 2007, 21:58 
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Heute Nachmittag hatte ich voll miese Laune gehabt, denn bei Schuhmacher ist uns nun verboten worden, Musik beim Hülsensortieren zu hören, zu reden oder zu rauchen. Hallo? Bei ProWork musste ich zum wiederholten male den Urlaubsantrag ausfüllen und bei der Post hat mir ein Einschreibe-Brief fünf Euro aus der Tasche gezogen. Und Irene hatte ich bei ProWork auch nicht gesehen.
Ich war also etwas angepisst heute Nachmittag. Ich holte mir noch einen Becher Kaffee aus der Donut-Bude und setzte mich am Springbrunnen-Platz auf den Springbrunnenrand. Dort ist auch der Hinterausgang von ProWork. Die Mitarbeiter von ProWork waren so langsam in den Feierabend abgehauen und ich wollte auch so langsam wieder verschwinden, da tauchte Irenes unverkennbare kleine Gestalt am Hinterausgang auf. Mit weichen Knien ging ich zum Posteingang rüber, als sie dann schließlich um die Ecke bog. Unsere Blicke trafen sich, sie lächelte und eilte dann schnell weiter. Ich blieb noch einen Moment stehen, ehe ich dann über die Einkaufstraße nachhause ging. Dieses Lächeln hatte mir wohlig im Bauch gekribbelt und mir die schlechte Laune ganz einfach genommen. Seitdem ist sie auch nicht mehr durchgebrochen. (Warum das so ist, darauf komme ich später nocheinmal zurück)


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BeitragVerfasst: 6. Mai 2007, 14:51 
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Noch zwei Stunden, dann sehe ich endlich meine Schwester wieder. Wir haben uns vier Wochen lang nicht gesehen. Vielleicht kommt die andere Schwester auch mit. Noch schnell Mittag essen, dann mache ich mich auf dem Weg nach Heinsberg. Wir treffen uns bei meiner Oma. Gleich muss ich mir noch die Klamotten aus dem Schrank suchen und meine Kriegsbemalung auflegen.

Die Gedanken über Schuhmacher und meine Kolleginnen sind nicht mehr so gravierend. Nur pissen mich die Launen des Chefs etwas an. Seit Schuhmacher in neue Räumlichkeiten gezogen ist, zickt er laufend rum. Nun meint er, dass Fehler passieren, wenn frau bei der Arbeit Musik hört. Und dabei wurde dort fast 20 Jahre lang Musik bei der Arbeit gehört. Nun ja, was nützt es, er hat den längeren Hebel.
Und so unrecht hat er vielleicht auch nicht. Wenn ich mir meine albanische Kollegin ansehe, die den ganzen Tag mit ihrem Headset in den Ohren rumtelefoniert.
Als wir alle mal eine kompliziertere Aufgabe machen mussten, habe ich ihr das Ding einfach mal abgenommen.

Ich habe etwas Angst, dass ich eines Tages bei Schuhmacher abbestellt werde. Ich bin jetzt ein Jahr dort und kann mir nicht so recht vorstellen, woanders zu arbeiten. Übermorgen vor einem Jahr hat mich Frau Rodriguez eingestellt.
Sie hat mich einfach so fasziniert die kleine Maus. Ich dachte damals das kann nicht sein. Sie ist doch eine Personaldisponentin.
Ich muss gerade wieder schmunzeln. Denn vor einem Jahr wusste ich noch nicht was ich jetzt weiß: Dass ich mit meiner Faszination in einen breiten Strom eingetaucht war. Denn auch die anderen Leiharbeiterinnen bei Schuhmacher drückten fast alle ihre Faszination aus. Und manchmal, wenn wir mit einer Gruppe beim Aussortieren saßen gab es mal tagelang nur das Thema Rodriguez.

Bei mir ist es nun mal so, dass ich auf Frauen stehe (die letzten Jahre haben es mir erneut bewiesen), aber umso verblüffter war ich, als auch meine Hetero-Kolleginnen von der Rodriguez so begeistert waren.

Rodriguez hört sich aber blöd an, zumal ich mit ihr sowieso per du bin. Sie heißt Helga aber alle nennen sie Hela.

Und an eine Gegebenheit im Sommer 2006 muss ich mich auch noch schmunzelnd erinnern.
Ich hatte damals eine beste Freundin in der Firma, wir waren damals die einzigen von ProWork. Daniela hieß sie und eines morgens war sie richtig sauer über ihre Lohnabrechnung über den geringen Betrag. „Ich werde heute mal zur Rodriguez gehen, ich erzähl dir morgen was dabei rausgekommen ist.“ Fluchte sie.
Ich fieberte dem nächsten Morgen entgegen. Unsere Fahrgemeinschaft war immer ziemlich früh dran und so war ich sehr früh im Waschraum. Ich versuchte etwas zu essen, doch ich bekam das Brot nicht herunter. Als ich es wieder in meine Tasche steckte kam Daniela rein, nein sie tanzte herein. Als sie in ihrer Tasche kramte tänzelte sie im Stehen hin und her. Was war passiert, hatte sie sich gestern noch verliebt oder was?
„Ich war gestern bei ProWork.“ Sagte sie schließlich zu mir. „Die Rodriguez ist ja so klein, und dann der süße Mini-Rock, rrrrlllll!“
„Und diese kleinen Hände von ihr!“ fügte ich angenehm überrumpelt hinzu.
„Süüüüßßßß!“ flötete Daniela und tönte schon die Hupe und es war keine Gelegenheit mehr für weitere Worte, da die Stufenpressen ziemlich laut losratterten.

Nun muss ich schnell los, meinen Gedankenstrom unterbrechen...


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BeitragVerfasst: 7. Mai 2007, 05:17 
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Ich habe die halbe Nacht wachgelegen und schuld daran war der zu viele Kaffee den es gestern bei meiner Oma gab. Meine beiden Schwestern waren da und als sie gingen fragte ich mich, wie lange es dieses mal dauern würde, bis wir uns wiedersehen.
Es war ein amüsanter Nachmittag. Nur leider viel zu kurz.

Und nun geht es gleich zu Schuhmacher. Ob ich den Tag überstehe nach nur drei Stunden Schlaf? Ich habe auch viel nachgedacht, als ich wach lag: Wenn der Chef bei Schuhmacher so rumzickt, wird er vielleicht bald Leiharbeiterinnen abbestellen und ich kann mir eine Festanstellung von der Backe schmieren.
Seit Schuhmacher in neue Räumlichkeiten gezogen ist, passt ihm laufend was anderes nicht in den Kram und ich fürchte mich vor dem Tag, an dem unser Vorgesetzter uns in sein Büro ruft und uns mitteilt, dass wir alle abbestellt werden müssen.

Nun dürfen wir ab jetzt wie die Ölgötzen an unseren Sortiertischen hocken. Still, steif....
Dieser einen Albanerin wird das vielleicht nicht lange passen, da sie telefonsüchtig ist. Vielleicht macht sie dann freiwillig einen Abgang. Ich mag sie nicht wirklich, offengestanden. Ihre Art gefällt mir nicht ganz. Und offenbar beruht dies auf Gegenseitigkeit.


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BeitragVerfasst: 7. Mai 2007, 15:42 
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Ich bin gerade nachhause gekommen. Vor einer halben Stunde. Heute der Tag war ganz cool. Nur heute morgen war die Stimmung bei meinen Kolleginnen natürlich ziemlich mistig. Komischerweise hatte ich gute Laune und schaffte es, meine Kolleginnen anzustecken.
Heute war da gar kein Gefühl von Eifersucht und Ausgeschlossensein. Habe ich mir das letzte Woche nur eingebildet, als ich Depressionen hatte? Oder war ich wirklich etwas isoliert? Ich meine, die Depressionen gaukeln einem ja manchmal wirklich richtigen Stuss vor.

Am Counter meines Tagebuches habe ich ersehen, dass es einige Aufrufe gab. Also ich hätte auch gegen Kommentare nichts einzuwenden, würde mich darüber freuen.


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BeitragVerfasst: 8. Mai 2007, 18:18 
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Heute ist Jubiläum. Heute vor einem Jahr hat mich die Rodriguez bzw. Hela eingestellt.

Gleich muss ich zur Vorsorgeuntersuchung beim Zahnarzt. Ich hasse das! Gibt keinen schlimmeren Arzt wie Zahnarzt. Da liegen und sich im Maul rumfummeln lassen. Was solls, jeder Mensch muss da hin.

Heute hatte ich wegen Irene Frühlingsgefühle. Frühlingsgefühle schön und gut, aber doch nicht bei der Arbeit, wenn es gerade überhaupt nicht passt. Aber das ist nun mal leider so. Der Mensch ist so programmiert, zu bestimmten Tageszeiten diese intensiven Gefühle zu verspüren und das ist nun mal meistens während der Arbeitszeit.


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BeitragVerfasst: 9. Mai 2007, 19:25 
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09. Mai. 2007

Da war sie heute wieder, diese dicke Glaswand zwischen meinen Kolleginnen und mir. Und nun bin ich mir sicher, das es keine Einbildung war. Ich spürte es in der Pause deutlich. Was habe ich falsch gemacht? Aber ich kann mir irgendwie denken, wer dahinter steckt und einen Keil zwischen uns haben möchte. Bestimmt Tim, diese falsche Schlange. Vielleicht sollte ich meine Kolleginnen mal darauf ansprechen. Mist, so etwas habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Was ich beobachte ist, dass wenn ich was sage, dass entweder keiner zuhört oder die jenige die ich direkt anspreche nicht antwortet sondern auf ihrem Handy rumfummelt.
Nur wenn ich mal Hilfe brauche, dann ist unaufgefordert immer eine zur Stelle. Schon komisch. Aber warum im Dunkeln rumtappen, ich sollte das Gespräch suchen.
Nun ja, die anderen vier reden hauptsächlich über ihre Männer und da kann ich als Lesbo nit so wirklich mitreden. Wenn ich gerade eine Frau hätte schon, aber ich habe ja im Moment keine.

Dieses Gefühl ist aber echt eklig. Sich ausgeschlossen zu fühlen und dann starke Depressionen zu haben. Letzte Woche, als die Sonne so warm schien da dachte ich, dass es an solchen Tagen eigentlich regnen und stürmen müsste.

Mal was anderes zwischen durch.
Meine Nachbarin hat mich eben zu sich gerufen, musste einfach mit mir reden. Mal wieder Krach mit den Vermietern. Die alte Vermieterin hätte sie eben angerufen und hätte eine hohe Nebenkostenabrechnung verlangt. Und sie müsste mich im Laufe des Abends auch anrufen. Nun bin ich etwas aufgeregt und hoffe, das Handy bleibt weiterhin still.

Scheinbar immer etwas neues. 2007 ist irgendwie nicht so schön wie 2006 war. Aber vielleicht wird das ja noch.


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BeitragVerfasst: 9. Mai 2007, 20:03 
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Ich wollte eigentlich mal so richtig schreiben heute Abend, richtig in die Tasten hauen, aber nun bin ich wegen dem Gespräch mit der Nachbarin etwas aufgewühlt und fürchte, das Handy könne gleich klingeln.

Dieses ist auch ein relativ neues Gefühl, dass ich früher nie gekannt habe. Das andere bei mir Hilfe suchen oder mich zum Reden brauchen. Oder wie bei Schuhmacher, dass sich Kolleginnen mal an mich klammern und bewusst meine Nähe aufsuchen.
Ja, es hat sich viel geändert bei mir im letzten Jahr. Und wenn ich das mal so revue passieren lasse, ist es nicht wenig und damit möchte ich keineswegs angeben oder so. Eine Feststellung, die mir hilft, aus einem Tief wieder herauszufinden und meine Erfolge dokumentiert zu sehen.
Einen weiteren Beweis dafür sehe ich darin, dass Schuhmacher eigentlich als Mobbing-Bude verschrien ist und der Kelch bis jetzt immer an mir vorbeigezogen ist und mich unversehrt gelassen hat. Es gab mal den ein oder anderen, der es versucht hat, zum Beispiel Tim. Aber die haben schnell gemerkt, dass man mit Eveli nicht mehr alles macht.
Ganz im Gegensatz zu früher. Die Zeiten wo ich der kleine Doof war sind vorbei.

Vielleicht ist dieses momentane Tief nur eine Kleinigkeit und bald wieder vorbei.

Wenn ich dagegen sehe, was in den Jahren 2004 und 2005 noch mit mir los war. Ich habe mein altes BC-Tagebuch von diesen Jahren schon des öfteren noch mal durchgelesen und fand es schockierend, welchen S*lbsth*ss (e,a) ich da manchmal auf mich hatte. Ein bisschen Angst habe ich nur, dass ich einen Rückfall erleiden könnte.

Nur eine Partnerschaft, das ist das, was mir leider immer noch nicht gelungen ist. Aber ich leide auch nicht mehr so sehr darunter wie früher. Irgendwann kommt Mrs. Right.

Nun zurück zu Schuhmacher: Ich ändere die Namen, aber ich erzähl mal ein bisschen. Die anderen Leiharbeiterinnen mit denen ich zusammenarbeite sind Sandra, eine etwas stille und sensible Frau, dann Sabine, eine richtig schrille durchgeknallte Frau die ich klasse finde, Alket, diese Albanarin mit dem Handytick und zuletzt die ältere Ursula, die mich auch oft zum lachen bringt.
Dann sind da unsere Vorgesetzten, der dickbäuchige Herr Müller und der athletische Breuers.
Das zum besseren Verständnis.

Nun ja, Alket und Ursula hängen an einem Sortiertisch, dann Sandra und Sabine an dem anderen und ich am dritten Sortiertisch, den ich mir manchmal mit einer Festangestellten teile.
Sabine hat sich mit Sandra fest angefreundet. Alket und Ursula verstehen sich dahinten blendend und fressen während der Arbeitszeit oft eine ganze Kiste Süßigkeiten auf. Und ich fühle mich da oft etwas abgeschottet an meinem Tisch.


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BeitragVerfasst: 9. Mai 2007, 21:05 
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