Wieder Wochenende. Die Zeit vergeht wie im Flug.
Warum ist es mir in letzter Zeit so wichtig, mit meiner Vergangenheit aufzuräumen? In Ruhe über alles nachzudenken? Sonst hätte ich das Tagebuch auch nicht mehr neu aufgemacht?
Kindheit und Jugend. Was da so hängen bleibt. Das Jahr 1998, das die Schwelle zu meinem neuen Leben darstellen sollte. Ich wollte was erreichen, mir was aufbauen. Wenn ich heute zurückblicke, konnte ich damals noch richtig froh sein, dass ich noch nicht wusste, was wirklich auf mich zukommt. Ob Ausbildungsbedingt oder was zuhause abging.
Hätte ich mir doch nach der 10. Klasse einen Zeitarbeitsjob gesucht, und mir die anstrengende Lernerei doch gespart.
Habt Verständnis, dass ich noch nicht über alles reden kann, was passiert ist. Wenn alles noch ein wenig verschwommen kl*ngt.
Versteht ihr, wie das ist, wenn jemand schwer kr*nk ist, in der Familie, sich aber nicht helfen lassen will, bis es fast zu spät ist. Könnt ihr euch vorstellen, wie das ist, wenn man mit im Krankenwagen sitzt. Das erste Mal war ich vierzehn. Überfordert mit der Situation. Zwei Frauen halfen mir und gingen für mich zur Telefonzelle und riefen den Krankenwagen. So warteten wir dort, hinter uns war ein feines Restaurant, die Leute saßen dort drin und genossen ihr Sonntagsessen. Wie gerne hätte ich getauscht.
Das zweite mal war ich siebzehn. Ich kam mit meinem Fahrrad von Oma und wollte nachhause. Ein Krankenwagen schoss an mir vorbei, da wurde mir schon komisch. Und wie ich geahnt habe, bog der gleich vor mir in unsere Straße ein. Ich trat schneller in die Pedale – und von weitem sah ich schon das Blaulicht vor unserem Mietshaus zucken…
Das alles hat meine Jugendzeit überschattet. Ebenso wie es im späten Jahr 1998 wieder losging, wo ich doch endlich mal Fuß zu fassen schien…
Die Zeit ist so schnell verflogen. Die Jahre vergehen immer schneller. 1998 scheint mir manchmal nur ein paar Monate her zu sein. Als blicke ich in ein Parallel-Unsiversum. Ich sehe meine Freundinnen und mich, wie wir zusammen shoppen gehen, ins Kino, über Jungs tuscheln. Als seien wir erst gestern zusammen losgezogen.
Wo sind diese 18 Jahre hin? Mittlerweile haben alle Kinder, sich beruflich was aufgebaut und was aus ihrem Leben gemacht. Ich erfahre es am Rande. Überflüssig zu erwähnen, dass wir längst keinen Kontakt mehr haben. Weil es nicht mehr passt, weil ich nicht dazupasse.
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